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Menschen im Aufbruch

Kapitel 4: Die Hamsterer, die Maggeler und die Fringser

"Koche kann ich och! Ävver us nix jet mache, wie ming Mutter, dat kann ich nit"

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„Der Hunger hat die Menschen verändert", erinnert sich die damals 21 jährige Hanni Kohlhof. ,,Man war gereizt, raffte nach al­lem, was man kriegen konnte. Wenn zwei oder drei Personen zu­sammenstanden, sprachen sie über das Essen." Das ließ sich gar nicht vermeiden, die Gespräche endeten immer wieder bei die­sem Thema. Jeder hatte seine eigenen Phanta­sien. ,,Meine Schwester sah sich am liebsten ei­ner Cremetorte gegen­über, meinem Vater erschien einmal eine Blutwurst mit Zwie­beln im Traum", er­zählt Hanni Kohlhoff. Sie selbst war beschei­den: ,, Mir schwebte oft ein Brötchen mit Käse in unerreichbarer Höhe durch die Sin­ne." In Wirklichkeit ernährten sich die Köl­ner vor allem von ei­nem aus Mais gebackenen Brot. Es lag wie ein Stein im Magen. Und als wäre es gestern gewesen, erinnert sich Inge Seckinger mit Schaudern: ,,Dazu gab es eine knallrote Marmelade. Furchtbar. Es gab auch Teilchen, die mit dieser Marmelade gefüllt waren." 
Die erträumten Speisen waren unerreichbar, selbst Maisbrot war schwer zu bekommen, Heinz Söntgerath stellte sich in Porz manchmal um fünf Uhr morgens an; um acht Uhr kam der „fliegende Händler" Hart­mann mit seinem Dreirad-Lieferwagen und verkaufte Lebensmittel auf Karten. Söntgerath mußte zusehen, daß er möglichst als erster in der Reihe stand, ,,daß wir überhaupt noch was bekommen haben. Das war im­mer so beschränkt, daß alles ausverkauft war, wenn man später kam." Der Tagesablauf der 16jährigen Hildegard Volk sah 1945 so aus: 

„Viele Stunden anstehen für die wenigen Dinge, die es gab - drei Stunden für ein Brot waren normal -; Was­ser holen am Hydranten und stundenlang Schutt und Scherben aus der beschädigten Wohnung räumen, um sie nach und nach wieder bewohnbar zu machen." Wirklich: Nicht einmal Wasser gab es ohne weiteres. Weil die Leitungen zerstört waren, mußten die mei­sten Kölner ihr Wasser am Brunnen holen. Willy Gel­ler zum Beispiel ging zum Brunnen der Brauerei Winter an der Claassen-Kappelmann-Straße. Zuerst schleppte er Wasser in Eimern, aber das wurde zu an­strengend. Er fand eine bessere Lösung: ,,Ich baute mir ein Gefährt aus einer Badewanne, ein paar Brettern und den Rädern eines Kinderwagens. Damit zog ich dann zur Winterbrauerei." Und um Kaffee zu bekom­men, stellte er sich manchmal schon um drei Uhr morgens vor dem Laden von Sterck & Zoon an der Palmstraße an. Zu trinken gab es „Krahnenberger", selten Milch und wenn, dann fast nur Magermilch, sagt Heinz Söntgerath. 

Kaffee war eine noch größere Rarität als Fleisch, das es wenig genug und auch nicht immer gab. Anfang Mai 1945 betrug die Fleischration für einen Erwachsenen 150 Gramm pro Woche. Trotzdem empfand Wolfgang Michels die Verpflegung „dank reichlicher Zufuhr an frischem Gemüse als durchaus gut und ausreichend". Sogar Spargel konnte damals aus der Gegend um Mainz und Ingelheim nach Köln gebracht werden, weil die US-Armee den Treibstoff für den Transport zur Verfü­gung stellte. Im September 1945 gab es auf Lebensmit­telkarten für jeden nur noch 100 Gramm Fleisch pro Woche, dazu je 62,5 Gramm Butter und Margarine, 2500 Gramm Brot, 100 Gramm Kaffeersatz, 300 Gramm Nährmittel und 2000 Gramm Kartoffeln. Doch das war die Theorie. In Wirklichkeit konnte man längst nicht alles kaufen. ,,Wenn es hieß, hier in Dell­brück gibt es in einem Laden dies und jenes, dann stan­den die Leute ganz brav Schlange", berichtet Ruth Sinne: ,,Aber wenn man Pech hatte, war die Ware aus, kurz bevor man dran war." Frau Jünger aus Weiß wußte sich allerdings zu helfen: ,,In einer Pferdemetzgerei - ich weiß aber nicht mehr, wo - erhielt man für die Fleisch­marken die doppelte Ration, und das Fohlengulasch dort war eine Delikatesse." Aber so etwas war die Aus­nahme.

Um die Lebensmittelzuteilung aufzubessern, sammelten viele Brennesseln, aus denen man Spinat kochen konn­te. Die Mutter von Günter Hagedorn kochte eine Pflan­ze, die er als „Dreifuß" bezeichnet. Sie nannte das Gemüse Rübstiel. Wer reichlich Rüben organisieren konnte, kochte sie zu Rübenkraut ein. Bei Familie Bra­schoss wurde das in der Waschküche gemacht. Die Kin­der mußten stundenlang im Bottich rühren, damit nichts anbrannte. Und wenn andere Hausbewohner ge­rade dann ihre Wäsche waschen wollten, hieß es: ,,Heu­te geht das nicht, heute wird Rübenkraut gekocht." Steckrüben konnte man natürlich auch als Gemüse ver­wenden. Frau Rother hatte eine Art Geheimrezept, bei dem mit den Rüben Erdbeerblätter gekocht wurden. Zum Ergebnis bemerkt sie trocken: ,,Es ist keiner krank geworden."

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Wer einen Garten hatte, sah zu, daß er Gemüse zog und Tiere zum Schlachten hielt. ,,Pflanzen ist lebenswich­tig", appellierte der „Kölnische Kurier" schon am 28. April 1945; ,,auf jedem Hof muß Gemüse angebaut werden", hieß es am 3. Juli, und so setzten sich die Auf­rufe fort. Auch die Vorgärten wurden zu Gemüsebeeten umfunktioniert. Wolfgang Michels zog dort auch etwas anderes: Tabak. Aus vier Pflanzen gewann er 60 Gramm. Nachdem er allerdings die erste selbstgedrehte Zigarette geraucht hatte, schrieb er in sein Tagebuch: ,,Ganz so gut wie die ,Dritte Sorte' oder gar eine ,Nil' schmeckt sie nicht." Besser schmeckten da schon die Kaninchen, die die Eltern der damals 12jährigen Frau Kröger auf dem Balkon hielten. Bis zu 20 Tiere wurden mit Akazienblättern aus der Neuenhöfer Allee gefüttert, mit Heu aus dem Schre­bergarten und mit Kartoffelschalen, die bei Bekann­ten gesammelt wurden. Die bekamen dafür nach einem Jahr ein Kaninchen zum Schlachten. Obwohl die Kinder nicht mit den Kaninchen schmusten, gin­gen am Schlachttag alle aus dem Haus, weil keines den Tod der Tiere mit ansehen konnte. Gegessen wur­den wohl trotzdem mit Heißhunger. 

Die Familie Hamm hielt sogar zwei Gänse in der Innen­stadt, die dem Vater auf Schritt und Tritt hinterher ­liefen, mit ihm auf bewachsenen Trümmerbergen spazierengingen, um dort zu weiden, und sich von ihm sogar den Hals gegen den Strich streicheln ließen. Sie gingen selbständig über die Treppe in die erste Etage, sehr zum Leidwesen der Mutter, denn die Vögel ließen immer etwas fallen. Vater Hamm arbeitete als Fahrer bei einer Behörde, und wenn er abends nach Hause kam, rief er: ,,Wo sind die armen, armen Tiere?" Dann schrien die Gänse vor Freude, weil sie von ihm ausgeführt wurden. Hamms Nachbar, Wacht­meister Böhning, bekam die Szene jedesmal mit. Als Weihnachten kam und eine Gans geschlach­tet werden sollte, konnte keiner aus der Familie das übers Herz bringen. Also wurde ein Onkel mit der Aufgabe betraut. Obwohl sich alle auf den Gänsebraten gefreut hatten, bekam nie­mand einen Bissen hinunter. Das zweite Tier, das noch lebte, trauerte und fraß nicht mehr. Es wurde dem Onkel zum Schlachten gegeben, da­mit wenigstens irgend jemand etwas von dem Fleisch hatte. Als das strohgefütterte Gatter leer­geräumt wurde, fand man ein Gänseei: Die Gänse hatten zu brüten begonnen, ehe sie ge­schlachtet wurden. Tochter Anneliese, war da­mals sehr traurig darüber: ,,Da hatten also die Gänse eine Familie gegründet, und die Men­schen hatten so grausam eingegriffen." Der Nachbar aber, der als Polizist am Heumarkt das bißchen Verkehr regelte, sah den Vater immer, wenn er mit dem Dienstwagen vorbeikam. Dann rief er jedesmal lautstark: ,,Die armen, ar­men Tiere!"

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Eine gute Möglichkeit, an Lebensmittel zu kommen, hatten Handwerker. ,,Mein Vater war Schreiner", berichtet Frau Rother. ,,Er reparierte zum Beispiel eine Tür oder ein Bett und bekam dafür ein Brot." Doch solch ein Handel war nicht ungefährlich. Ein Dachdecker, der für fünf Kilo Zucker ein Dach repariert hatte, wurde da­für zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Das berichtete der „Kölnische Kurier" seinen Lesern am 15. Januar 1946 zur allgemeinen Abschreckung. Nur wäre ohne solchen Tauschhandel kaum ein Haus repariert, kaum ein Unternehmen wieder in Gang ge­bracht worden. Ein Beispiel dafür ist die Geschichte von Gerhard Kienbaum. Im Oktober 1945 ließ er sich bei der Stadt Gummersbach als selbständiger Unternehmer registrieren. Mit dem Fahrrad fuhr er das Oberbergische ab: Engelskirchen, Wiehl, Bergneustadt, Wipperfürth. Meistens waren die Hallen der Textilfabriken im Krieg leergeräumt worden, um dort kriegswichtige Produk­tion aus dem bombengefährdeten Köln unterzubringen. Erst nachdem die Anlagen der Ford-Werke und von Klöckner-Humboldt-Deutz wieder nach Köln gebracht worden waren, konnten die Textilfa­briken ihre eigenen Maschinen wieder aufbauen. Kien­baum war weniger Unternehmensberater denn Handwerker und Techniker. In seinem U-Boot-Montageanzug, der ihm aus dem Krieg geblieben war, kroch er in Heizkessel, um diese zu reparieren. Doch es fehlte an Ersatzteilen; ihre Hersteller saßen in der Sowjetischen Besatzungszone. An sie war nicht heranzukommen. Al­so baute Kienbaum die Ersatzteile selbst. Dazu brauchte er Blech und anderes Metall. Um das zu bekommen, mußten „Bezugsscheine, Beziehungen und vor allem Tauschwaren" herhalten. Seine Hauptbeschäftigung war die Suche nach Lieferquellen. Am Bahnhof Derschlag bei Gummersbach gab es eine Art Tauschbörse: Kien­baum brachte Streichgarne, die ihm seine Auftraggeber gaben, um dafür Metall zu bekommen. Zwei Drittel sei­ner Arbeitszeit brauchte er, um herauszufinden, ,,womit ein Tausch möglich war". ,,Ohne den Schwarzmarkt wäre damals nichts gegangen", resümiert der heutige Chef einer der renommiertesten europäischen Unterneh­mensberatungen. 

Die Kehrseite schildert Max Adenauer, der damals in der Personal- und Rechtsabteilung von Klöckner-Hum­boldt-Deutz arbeitete: ,,Weil für Geld wenig zu haben war, hatten es die Betriebe schwer, Arbeiter zu finden." Deshalb gab es bei vielen Firmen neben Geld auch Na­turalien. Der Vater von Brunhilde Eichel, der bei den Ford-Werken arbeitete, brachte einmal ein Fahrrad nach Hause. Ein anderes Mal überließ ihm der Betrieb ein Paar Schuhe. ,,Allgemein war es für die Leute lukrativer, ab und zu nach Mayen zu fahren, Kartoffeln zu holen und hier zu verkaufen, als für Geld ohne Wert zu arbei­ten", sagt Adenauer.

Und das Geld verlor immer mehr an Wert. In den letz­ten Monaten vor der Währungsreform kostete ein Ei­mer Rübenkraut 500 Mark und ein Pfund Butter 300. Rudolf Koller verdiente bei der Deutschen Bank damals 800 Mark im Monat. Schließlich machte er Schulden, am Tag vor der Währungsreform waren sie auf 100 000 Mark angewachsen, am Tag danach betrugen sie noch 10 000. Acht Wo­chen vor der Reform war in den Geschäften praktisch nichts mehr zu erhalten, erinnert sich Rudolf Kollers Sohn Rolf. ,,Danach war schlagartig alle Wa­re da. Das habe ich nie vergessen." Die Eltern gingen mit den Kindern sofort zu Hettlage und Kämpgen, kauften Klei­der und Schuhe. ,,Aber was", fragt sich Rolf noch heute, ,,haben die Leute gemacht, die nicht so viel Geld hatten und keine Schulden machen konnten?" Eine Antwort gibt Hildegard Menge, wie Hildegard Volk heute heißt, die einen damals 18jähri­gen Altersgenossen zitiert: ,,Koche kann ich och! Ävver us nix jet mache, wie ming Mutter, dat kann ich nit." (Kochen kann ich auch! Aber aus nichts etwas machen, wie meine Mutter, das kann ich nicht.) 

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„Us nix" wurden sogar Festessen gemacht, das Hochzeitsmahl von Hans und Sophie Krakau zum Beispiel am 2. Juli 1945: ,,Nach der kirchichen Feier erwartete uns ein ,feudales' Frühstück, das aus 40 Brötchen bestand. Ein Hochzeitsgeschenk unse­res Bäckers. Ein kleiner Rollschinken war der begehrte Aufschnitt dazu." Bis zur Hochzeitsfeier hatte der Schinken in einem Leinensäckchen am Bettpfosten von Hans Krakau gehangen. ,,Jeden Abend hat er mit Heiß­hunger an diesem Säckchen geschnuppert", berichtet Sophie Krakau. Aber im Hinblick auf den großen Hochzeitsschmaus hat er der Versuchung und dem Hunger doch immer widerstanden. 

Der Hunger war fast immer da, im Winter kam das Frieren dazu. In den Nachkriegswintern fiel das Ther­mometer oft weit unter Null. Aber es gab kaum eine Wohnung, in der es nicht zog, und Heizmaterial war so knapp wie Fleisch. Da auf legalem Wege kaum Kohlen zu bekommen waren, verbrannten die Kölner alles, was sie finden konnten. Sie gingen in die Wälder oder zerhackten Möbelstücke zu Brennholz. Günter Hagedorn sägte nachts heimlich junge Bäume ab, und Kurt Wal­ther machte an der Frankfurter Straße in Ostheim Baumstümpfe aus, um sie zu· verheizen. Soldaten hatten die Bäume selbst kurz vor Kriegsende gefallt, wohl um Barrikaden gegen die Alliierten zu bauen. So hatte „die Wehrmacht gewissermaßen Vorarbeit geleistet", meint Walther heute. Ganz „legal" fand die damals sechsjährige Frau Schnell ab und zu ein halbes Brikett auf dem Schulweg in Holweide. ,,Das war ein Schatz, den ich im­mer sehr froh nach Hause gebracht und meinem Vater geschenkt habe. Ich hing besonders an ihm, weil meine Mutter ja verstorben war." Maria Krauss-Flatten weiß auch noch, wie wichtig auch kleinste Gesten waren. ,,Jeder war doch irgendwie heimatlos und mit den primitivsten Dingen beschäf­tigt, gleichsam nur der kommenden Stunde verhaftet."

Wer Verbindungen aufs Land hatte, war gut dran. Wie die Eltern von Heinz Söntgerath aus Porz. ,,Wir hatten in Spich ein Stück Land an einen Bauern verpach­tet. Dafür wollten wir kein Geld, sondern Na­turalien. In diesem Fall immer so sieben bis acht Zentner Kartoffeln." Frau Jüngers Vater, ein Hutformfabrikant vom Vorgebirgswall, hatte or dem Krieg Bauern bei Bad Godesberg eine Hypothek gegeben. Die zahlten sie zum Beispiel in Himbeeren zu­rück, die per Rucksack nach Köln gebracht wurden. ,,Bei der Ankunft war der Rücken allerdings naß und rot, die Himbeeren ziemlich dezimiert. .. " Trotzdem war es noch ein gutes Geschäft. 
Die anderen Kölner mußten hamstern, um nicht zu ver­hungern. Oder sie maggelten. Und wer sonst nicht hätte heizen können, der fringste. Das sind Wörter, die seit je­ner Zeit zum Kölner Sprachgebrauch gehören. Die Ham­sterer, die Maggler und die Fringser, das waren nicht einige wenige. Fast jeder gehörte dazu.

Wer hamstern oder maggeln wollte, mußte etwas zum Tauschen haben. Wenn man zum Beispiel nicht rauch­te, konnte man seine Zigarettenzuteilung eintauschen. Eine Zigarette war sechs Mark wert, ein Pfund Speck kostete 400 Mark. Kurt Walther fuhr samstags in die Ei­fel oder den Westerwald, um Brot oder Kartoffeln ein­zutauschen - gegen die 20 Zigaretten, die es ab und zu gab. Auch die achtjährige Marianne Dinkel und ihre Mutter waren zeitweise gut versorgt. Mariannes Vater war in kanadischer Kriegsgefangenschaft und schickte ab und zu seine Zigaretten nach Hause. Damit bezahlte die Mutter nicht nur die Heim­fahrt per Lkw aus der Evakuierung in der Eifel nach Köln, sondern handelte auch noch Lebensmittel ein. 

Aber es wurde nicht nur in der berühmten Zigaretten­währung bezahlt. Kurt Walther gab zum Beispiel sein Fahrrad her, um Essen zu bekommen. Ein Fahrrad war damals etwas sehr Wichtiges, so kostbar, das es Verbre­cher gab, die Menschen erschlugen, um an die Fahrrä­der zu kommen. Rolf Koller hat in Merheim mehr als einmal bei der Beerdigung solcher Opfer assistiert. Weil Fahrräder so wertvoll waren, konnte man dafür sehr gro­ße Mengen Lebensmittel bekommen. Kurt Walther fuhr dazu mit einem Verwandten aus Betzdorf nach Kirch­heim und handelte Weizen und Erbsen ein. Um die gan­ze Ware nach Köln zu bringen, reichte eine Fahrt nicht aus. Er mußte mehrmals nach Betzdorf, um Weizen und Erbsen nach Hause zu bringen, ,,jedesmal eine Fahrt mit Hindernissen, teils per Bahn, teils per Lastwagen, weil die Bahnstrecke nach Köln mehrere Male unterbrochen war". Manche Bauern waren extrem knauserig. Marian­ne Dinkel erinnert sich an die aus dem Vorgebirge: ,,Wir durften nur in den Furchen der abgeernteten Kartoffel­felder nach winzig kleinen Knöllchen suchen. Die briet meine Mutter abends, und mangels Fett tat sie etwas Kaffeemehl vom Muckefuck dazu, damit es wenigstens braun aussah." 


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