"Danz Stippeföttche" 1972
Jahr: 1972
Ort: Gürzenich,Köln
Bildnr.: WDA3205-2-006
Jede(r) Kölsche weiß, was "Stippeföttche" bedeutet. Eine direkte Übersetzung des Begriffs in das Hochdeutsche ist nicht möglich. Es bedürfte dazu einer langatmigen Erklärung. Das Foto aber erklärt den Begriff auch für Nichtkölner klar und deutlich.
Man muss als Nichtkölner wissen, dass die Karnevalsgesellschaft der Roten Funken, der ältesten der Traditionsgesellschaften des Kölner Karnevals, auch als Persiflage auf die seit 1815 in Köln herrschenden Preussen und das preussische Militär mit seinem Drill gegründet wurde. Die Zackigkeit der Preussen mit ihrem schnarrenden Exerziergebrüll wollte man mit einem kölsch-gemütlichen Stadtsoldatenreglement, gewissermaßen auf den Arm nehmen. Statt "Achtung" heißt es da: "Funke opjepass!", statt "Richt Euch" befiehlt der Kommandant "Maaht en jrad Reih!" und schiebt sich in der Reihe ein Soldat zu weit vor, so wird er gemahnt:"Dunn dä Buch erenn, do Seifebloos!"
Der Verfasser hofft, dass auch alle Nichtkölner, den Sinn der kölschen Befehle verstanden haben.
Der Stippeföttchetanz ist der Höhepunkt der Persiflage auf das Paradieren der preussischen Truppen. Statt der Drehungen und Wendungen, statt Parademarsch stellen sich die gemütlichen Stadtsoldaten Rücken an Rücken auf, beugen sich vor und bewegen ihre Hinterteile im gleichen Rythmus. ...und wie man sieht, haben die wackeren Funken eine Menge Spaß an dieser Parade des höheren Blödsinns.
Um die Erklärungen abzuschließen noch ein gramatikalischer Hinweis -auch nicht ganz ernst gemeint. Für den Tanz "Stippeföttche" gibt es kein abgeleitetes Verb-kein Tätigkeitswort. Die Tätigkeit wird mit dem Verb "wibbele" beschrieben. Und daher wird beim zweiten Mal auch befohlen: "Et weed noch eens jewibbelt!"
Genre: | Karneval |
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Personen: | Karnevalisten |
Stadt: | Köln |
Stadtteil: | Altstadt |
Zeitraum: | 1971-1975 |
_Gebäude: | Gürzenich |